Kerbespruch 1964

 

Seid mir gegrüßt Ihr lieben Gäste
heut zu unserm Kerbefest.
Ihr Jungen und Ihr Alten.

Ihr Mädchen und Knaben,

ich bitt Euch alle insgemein
dass Ihr ein wenig ruhig seid

und meinen Worten höret zu
die ich Euch noch weiter sagen tu. – V i v a t!

 

Vor hundert und ich weiß nicht mehr genau die Jahre
als hier von uns noch keiner war
ward unsre Kirche eingeweiht
zum Tempel für die Christenheit.

Auf festem Grund steht sie gebaut
und trotzet jedem Sturm
und ihre Glocken rufen laut
dort von dem hohen Turm.

Die laden uns zur Feier ein
und mahnen zum Gebet.

Sie bringen uns den Morgengruß
und tönen, wenn der müde Fuß
des nachts zur Ruhe geht.
Selbst ihre Trauerklänge hallen
wenn wir zu jener Stätte wallen.

Doch vor allem sei ein Ziel gesteckt
dass uns kein Feuerruf mehr weckt.

Drum wollen wir den Bund erneuern
und heute unsre Kirchweih feiern. – V i v a t!

 

Unser Bürgermeister ist der rechte Mann für sein Amt
doch wohl manchmal hat er es schon verdammt
den nebenbei braucht er n och einen andern Job,

ja wer gebaut hat, dem hilft kein Lob.

Der muß sehen, dass er seine Flöhe zusammenbringt
und deshalb hat er sich auch woanders verdingt.
Und da Ihm die Zeit zum Bürgermeister tut fehlen,

will er sein Amt an den Nagel hängen.

Wir wollen nur hoffen,

dass der künftige Bürgermeister nicht bald genau zu denkt,

und die Geschicke der Gemeinde genau so gut lenkt. – V i v a t!

 

Von unserem Förster gibt es nicht viel zu erzählen
er hat sich gebessert
das hat wohl an seinem Wagen gelegen.

Ein neues Auto fährt er jetzt.
Die böse sieben 777 hat er abgelegt
jetzt wird Wild und Wald wieder besser gehegt. – V i v a t!

 

Ein neues Café haben wir hier
für unser Dorf eine weitere Zier.

Und gleich nach der Eröffnung wurde es ausprobiert
denn ein paar Angeber haben eine große Lippe riskiert.
Darauf hat sie der Wirt vor die Tür gesetzt

und dort haben sie sich die Visagen zerfetzt.

Doch weil sie ja alle zu besoffen
hat es auch den Falschen getroffen.
Dieser hatte sich mit allen vertragen
und musste sich mit Prellungen und einem blauen Auge plagen
auf jeden Fall nimmt die Sache ein teures Ende
denn Arbeitsausfall und Schmerzengsgeld sprechen Bände – V i v a t!

 

Seit neuestem haben wir ein paar Knastologen im Ort

der eine soff in einem fort
und das Bier den Kopf hat umnebelt und nicht erhellt
hat er seinen Wagen auf den Kopf gestellt.

Führerscheinentzug und Knast ist das Ende vom Lied.

So heißt die Moral von der Geschicht,

wenn du Auto fahren willst, dann saufe nicht. – V i v a t!

 

Das Trinkwasser ist bei uns immer noch knapp
mitten im Dorf, da läuft es zwar
doch auf der Höhe, da ist es rar.

Man dreht am Hahn, doch das hat keinen Zweck
es kommt etwas Luft, das Wasser bleibt weg.

So ging das nicht weiter, da half eines nur
in jedes Haus eine Wasseruhr.

Doch die Wasserverschwender haben dazu nur gelacht
bei denen rauscht es weiter Tag und Nacht.
Das Finanzielle ist für sie kein Problem
wir können bezahlen und zwar ganz bequem.

Hättet ihr die Wasseruhren nur gelassen wo sie waren
es denkt ja doch keiner daran mit dem Wasser zu sparen. – V i v a t!

 

In unserem Kreis da lebt ein junger Mann
der sieht sich so gerne fremde Leute beim Ausziehen an,
um zu seinem Vergnügen zu kommen
hat er schon öfters Bäume und Dächer erklommen.
Und am Abend und bei Nacht
hat er seine Beobachtungen gemacht.

Schon manchmal hat er die Leute erschreckt
und aus den tiefsten Schlaf geweckt.
Man hat ihn und war hinter ihm her,

doch weil es dunkel war, fiel das Abhauen schwer.

Und so ist er, es war wie ein Traum
abgestürzt vom Birnenbaum.

Seit dieser Nacht ist er geheilt von seinem Wahn
und sieht sich lieber halbnackte Frauen auf Bildern an. – V i v  a t!

 

Von der Kirche gibt es noch was zu berichten
hier passieren ganz seltsame Geschichten.

Die Glockenseile sind durch Keilriemen ersetzt
und deshalb noch nicht abgewetzt.

Weil die Seile im Turm waren noch gut
da hatte einer doch den traurigen Mut
und hat dieselben ganz heimlich fortgenommen
und damit einen Abschleppdienst begonnen.

Das alles blieb nicht unbemerkt
und bald darauf war die Kripo am Werk
was daraus ferner soll werden,

das steht vorerst noch in den Sternen. – V i v a t!

 

Halt ich hätt mich bald vermessen
und meinen Mundschenk bald vergessen.

Mein Mundschenk, ach, wenn der nicht wär,

dann wär doch stets mein Gläschen leer.

Er gibt das Glas mir in die Hand
es ist gefüllt bis an den Rand

doch weil Du warst so treu bisher
trink Du für mich das Gläschen leer. – V i v a t!

 

Meine Damen und Herren
der Kerbespruch ist jetzt aus.
Ob nächstes Jahr noch eine Kerb wird gehalten,

das ist noch lange nicht raus.

Drum wollen wir die Kerb noch einmal feiern
und wenn wir heut Nacht durch den Saal nur noch eiern.

Drum auf Ihr Leut, jetzt wollen wir das Tanzbein schwingen,

froh sein, lachen und singen.

 

Jetzt habt Ihr alles hier gehört
was in diesem Jahr so ist geschehn.

Ich weiß nichts mehr, auf Wiedersehn. – V i v a t!